06.06.2025 bis 15.06.2025
16.06.2025

Venedig Vogalonga 2025

Vogalonga

Über den Canale Grande und die Lagune von Venedig

Einmal im Jahr wird in Venedig der Motorbootverkehr gestoppt. Am Pfingstsonntag dürfen von 8-15 Uhr nur muskelbetriebene Boote fahren. Da die Brandenburger Schüler dieses Jahr immerhin den Dienstag nach Pfingsten schulfrei hatten, wollten wir mal wieder dabei sein. Alle Schüler und Leute mit knappen Urlaubstagen konnten 2 Tage mitrudern, alle anderen die ganze Woche. Freitag Nachmittag ging es mit zwei Bootsanhängern nach Süden, zunächst bis Regensburg. Hier übernachteten wir beim Ruderclub.

Der nächste Tag wurde dann sehr lästig. Wegen Bauarbeiten an den Tunneln hinter Salzburg stand der Barkenanhänger fünf Stunden im Stau. Der andere Bootsanhängertransport hatte, dank kreativer Beifahrerin eine Umleitung durch die Berge genommen. Betonung liegt auf “durch die Berge”. 60 km bergauf und bergab, immer mit 15% Steigung bzw. Gefälle. Mit glühenden Anhängerbremsen erreichten wir Italien, aber immmerhin waren wir am Spätnachmittag in Punta Sabbioni und konnten die Boote beim Ruderclub Treporti abladen. Viele der Ruderer waren bereits mit Flugzeug und Vaporetto angekommen, so dass genug Leute da waren. Die Barke traf erst gegen 21 Uhr ein.

Sonntag ging es früh aufs Wasser. Die Barke wurde per Kran eingesetzt, da die Slip-Rampe am Ruderclub völlig ungeeignet für das Einsetzen von Booten über 5m war. Noch einmal vielen Dank an die Ruderer von Società Canottieri Treporti. Als erstes mussten wir zum Startpunkt der Vogalonga direkt vor dem Markusplatz kommen. Das waren zunächst einmal knapp 10km bevor es richtig los ging. Im Startbereich versammelten sich dann erst mal 2000 Boote vom Einer-Kanu bis zur 16er Gondel war alles vertreten. Kanus, Ruderboote nach englischem Stil, nach venezianischen Stil, Barken, Kirchboote, Standup-Paddler, Drachenboote. Mit dem Kanonenschuß wurde um 9 Uhr gestartet, alles setzte sich in Bewegung. Zunächst war noch genug Platz, aber an der ersten Kurve bei Sant Elena wurde es eng. Unsere Barke versucht sich in der Außenkurve zu halten. Um unsere Barke hatten wir weniger Angst, eher um alle anderen. Bei einigen Teilnehmer fehlte ein wenig das Risikobewußtsein. Was auch zu einigen Havarien führte. Wir sahen ein gekenteres Drachenboot und paar abgesoffene Ruderboote. Später hörten wir auch von einigen Problemen mit weiteren vollgeschlagenen Booten. Eigentlich war nicht viel Wind, aber für einige Bootstypen war das anscheinend schon zu viel. Da wir außer der Barke nur 5 D- und E-Vierer dabei hatten, gab es für uns gar keine Probleme. Bei Sant Erasmo staute es sich etwas, aber danach war die Strecke recht gerade. Erst bei Burano wurde es wieder enger aber auch hier gab es kaum Probleme. Danach ging es über die offene Lagune Richtung Murano mit etwas Gegenwind. Mit Murano als Windschutz machten wir eine Pause und warfen auf der Barke den Grill an. Einer unser Vierer kam längsseits und orderte auch Grillwürstchen. Murano liegt bereits kurz vor Venedig und hier wurde es extrem eng. Man biegt zunächst in den Canal Cannaregio ein, der ist schon recht schmal. Die erste Brücke “Tre Archi” hat leider nur einen Bogen den man durchfahren kann. Der Veranstalter hatte hier ein Team von Froschleuten im Wasser, um das größte Chaos zu verhindern. Auch wenn eine mittelgroße Gondel sich in selbstmörderischer Absicht direkt vor unseren Bug drängelte, kamen wir gut durch. So eilig hatte wir es dann auch wieder nicht. Danach trifft man auf den Canale Grande, da hat man mehr Platz. Allerdings bekommt man dann Gegenverkehr, da Boote vom Ziel kommend zurück zum Festland rudern. Wir sackten unsere Medaillen ein und machten etwas abseits des Trubels erst einmal eine Pause. Jetzt setzte auch der Motorbootverkehr wieder ein. Teilweise heftiger Wellengang begleitete uns bis zum Lido, danach wurde es etwas entspannter. Noch der Hinweis für Nachahmer: natürlich kann man die Vogalonga auch im gedeckten C-Boot machen, aber besser sind Wanderboote und wer ohne Abdeckung rudert, der wird sich in der Statistik für abgesoffene Boote wieder finden.

Pfingstmontag ging es noch einmal mit voller Besatzung aufs Wasser. Leider war es heute ziemlich windig, so dass wir geschützte Route über die Lagune durch Treporti bis zur Schleuse Cavallino bei Jesolo ruderten. Auf dem Rückweg machten wir Cavallino Downtown fest und versorgten uns mit Eis. Trotz des heftigen Windes war es mit 25 Grad ziemlich warm. Am Abend wurde die Barke aufgeladen, da uns am nächsten Tag rund ein Dutzend teilnehmer verlassen musste. (kein Urlaub, bzw. Schule)

Mit den fünf Vierern ging es heute nach Murano, zur Glasbläserinsel. Wegen einer Brückenbaustelle war die Hauptdurchfahrt gesperrt. Daher fanden wir ziemlich enstpannt Liegeplätze für unsere Boote und erkundeten die touristischen Highlights. Der Tip bei Mazzega Glas Factory wurde in einer großen Halle wirklich mit vielen ArbeiterInnen produziert. Es sah nach mehr aus als nur eine Show-Produktion. Die Betonung der weiblichen Form ist mit Vorsatz, mehr als die Hälfte des Produktionspersonals war weiblich. Nach der Pause ging es über einen schmalen Kanal Richtung Norden durch Murano. Simone hat einen späten Flug gebucht und musste zum Flughafen gebracht werden. Der Weg zum Flughafen war eigentlich nicht allzu weit, aber angesichts des Verkehrs an schnellfahrenden Taxis, bogen vier Boote ab und machten sich auf den Rückweg. Das letzte Boot hatte wirklich eine interessante Fahrt zum Flughafen, aber wir raten dringend ab, das nachzumachen. Die Fahrrinne ist schmal und die Motorboote rasen. Neben der Fahrrinne ist nur wenig Platz und die halb überfluteten Wellenbrecher sind schwer zu sehen. Wir kamen heil an, setzte Simone ab und kamen auch wieder raus. Als Abschluss gönnten wir uns noch eine halblegale Durchfahrt durch Venedig bei vollem Verkehr, das schreckte uns jetzt auch nicht mehr.

Der nächste Tag versprach Windstille. Daher sollte es auf die Adria gehen. Wir wollten den Lido umrunden. Zunächst auf der Lagunenseite vorbei am Lido. Vor der Anlegestelle gab es heftigen Vaporetto Verkehr. Da mussten wir schon mal warten bis 3-4 Vaporettos an/abgelegt hatten, bevor es weiter ging. Danach war die Strecke aber sehr entspannt. Weiter südlich am Lido ist nicht mehr viel los. Auch die Häuser werden hier wieder einfacher, die Prunkbauten sind im nördlichen Teil. Wir umrundeten das Südende des Lido und ruderten auf die Adria. Parallel zum Strang ging es weiter nordwärts. An einem Strand legten wir an und genossen das warme Wasser und die Sonne bei 30 Grad. Nach der Pause ging es nördlich des Lido wieder auf die Lagune und zurück nach Punta Sabbioni. Anders herum hätten wir heute auch nicht rudern können, da am Morgen das Hochwassersperrwerk (Mose) geschlossen war. Gut das der Probelauf am Nachmittag beendet war, sonst wären wir nicht auf die Lagune zurück gekommen. Unser Plan B wäre gewesen am Außenstrand von Punta Sabbioni anzulegen.

Nun war Kultur angesagt. Allerdings mit dem Boot. Erstes Ziel Torcello (hinter Burano). Eine Kosterruine, teilweise Baustelle auf jeden Fall sehenswert. Allerdings raten wir von der nördlichen Anlegestelle an der Basilica ab. Die Wand ist sehr hoch und nur für sehr gelenkige Leute zu erklimmen. Man kann von hier durch einen winzigen Graben zu einer flachen Anlegestelle rudern, oder eher paddelnm, alles sehr eng und auch zum Anlegen nicht viel Platz. Danach wechselten wir die Insel nach Burano. Anlegen kann man hier in einigen Seitengräben. Burano ist im Zentrum extrem touristisch, aber bereits ein paar Gassen oder Kanäle daneben ist nichts mehr los. Zwei Stunden später wechselten wir wieder die Insel. Einen Kilometer südlich liegt San Francesco del Deserto. Ein aktives Franziskanerkloster, das nur mit dem eigenen Boot zu erreichen ist, es gibt keine Vaporetto Verbindung, aber einen für Ruderboote geeigneten, geschützen Hafen. Pünktlich um 15 Uhr öffnet das Kloster für Führungen. Der Mönch guckte einigermaßen entsetzt über so viele Pilgerer. Das Kloster ist das absolute Highlight, historische Gebäude, eine informative Führug, einen tollen Klostergarten in dem man den Schatten genießen kann (bei 31 Grad wichtig). Vor allem der krasse Unterschied zum Übertourismus auf Burano in nur 1 km Entfernung. Danach zurück nach Punta Sabbioni.

Am letzten Rudertag drehte eine Mannschaft eine Runde über die Lagune, während die anderen Boote noch einmal auf die Adria zum Baden wollten. Allerdings gab es heute leichten Wind. Einige der Ruderer mit wenig Meereserfahrung waren doch überrascht, wie schwierig das schon bei 2 Windstärken sein kann. Denen würden wir doch mal die Teilnahme an einem Langtur-Styrmands-Kurs in Dänemark empfehlen, oder den RC-KST Obmannskurs der Stufe 5. Bei leichten Wellen kann man durchaus noch vorwärts anlegen, wenn auch rückwärts besser wäre. Aber bei keinem Wellengang legt man im 45 Grad Winkel oder gar quer an. Es ist nicht passiert, die Brandung war schwach, aber ich hoffe das ist den Ruderern eine Lehre. Nach der Tour wurden die Boote aufgeladen und zum Abschluß gönnten wir uns ein Abendessen in der örlichen Pizzeria. Durchaus empfehlenswert und relativ preiswert.

Die Rückreise der beiden Anhänger ging entspannter als befürchtet. Martin entschied sich für eine Bergtour westlich von Salzburg, Stefan wich nach dem Tauerntunnel durch das Ennstal auf die Pyhrn- Autobahn aus.
Nach einer Übernachtung in Regensburg waren wir am Sonntag zurück in Stahnsdorf.

Noch einmal der Hinweis: Die Lagune von Venedig ist ein Meeresgewässer. Je nach Windverhältnissen können deutliche Wellen auftreten. Die Wassertaxis und die Vaporetto (Wasserbusse) erzeugen heftige Wellen. Keinesfalls mit ungedeckten Booten rudern. D/E-Boote sind besser als C-Boote.