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Ausreden richtig gebraucht!

Wie rede ich mich richtig aus etwas heraus, daß ich verbockt habe? Wie mache ich andere für meine Fehler verantwortlich? Wie sage ich mit einer intelligenten Ausrede ab?

Alles Fragen die sich Vereinsmitgliedern immer wieder stellen.

Hier kommen jetzt die passenden Antworten darauf. Der Autor schafft den Knigge für (un)passende Ausreden, überall im Vereinsleben zu gebrauchen. die Red.

Nun mal ehrlich, natürlich melde ich mich für Veranstaltungen frühzeitig an. Ich will doch einen guten Platz bekommen. Besonders da ich jede Menge Sonderwünsche habe. Ich bin ja etwas besonderes, hebe mich vom gemeinen Vereinsvolk ab, erwarte eine bevorzugte Behandlung. Der Organisator der Veranstaltung hat sich speziell um meine Wünsche zu kümmern und die Wünsche alle anderen hinten an zu stellen.

Besonders erfreut es den Organisator immer, wenn ich ihm vorher im Gespräch mitteile, mit wem ich alles nicht im Boot sitzen will. Dabei sollte der sich natürlich Notizen machen, sonst könnte es sein, daß er meine Wünsche nicht berücksichtigt. Besonders infam ist, wenn der Organisator andeutet, daß möglicherweise einige andere nicht mit mir zusammen rudern wollen und er dafür auch noch Verständnis zeigt. Ich bin doch ein verträglicher Mensch und wer mit mir nicht auskommt ist ein unverbesserlicher Querulant.

Falls ich meine Sonderkonditionen nicht bekomme, nörgle ich pausenlos, beschwere mich über die Bevorzugung der anderen, die miese Mannschaft, das schlechte Material, über die üble Klickenwirtschaft im Verein.

Häufig fällt mir natürlich kurz vorher auf, daß ich an der Veranstaltung gar nicht kann, weil mal wieder kurzfristig ein Termin dazwischen gekommen ist (überraschender Geburtstag meiner Frau, Weihnachten, Bundestagswahl, mein seit Monaten geplanter Maledivenurlaub o.ä.).

Jetzt geht es darum den Organisator mit meiner Absage zu beglücken. Hierfür sind zwei Dinge besonders wichtig: Zeitpunkt der Absage und Qualität der Ausrede. Das eine wirkt nur richtig zusammen mit dem anderen. Eine Absage 12 Stunden vor Beginn der Veranstaltung hat natürlich immer ihren Reiz, wird aber gekrönt durch eine gute Ausrede. Merke: Die Ausrede muß nicht wahrscheinlich sein, der Organisator wird sie sowieso nicht glauben, sie muß nur originell sein.

”Ich habe einen Termin” ist der absolute Absturz an Ausrede, ”Meine Tante ist gestorben” ist auch nicht viel besser, da möglicherweise jemand eine Strichliste macht und irgendwann einmal fragt wieviele Tanten eigentlich noch vorhanden sind.

Besser sind da schon: ”Ich muß in meiner Wohnung auf den Gerichtsvollzieher warten” oder ”Ich hab ein Treffen mit meinen Bewährungshelfer” oder ”Mein Hamster hat Asthma”.

Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Der Termin der Absage ist selbstverständlich auch zu beachten. Leute die bereits vor dem Meldeschluß absagen werden allgemein mit Verachtung gestraft. Eigentlich gilt immer: ”Je später, desto besser”. Hier ist es aber schwierig die bisherigen Rekorde zu verbessern. Einstmals war es die Spitze zum Starttermin anzurufen, daß man doch nicht kommt. Inzwischen sind aber die wirklichen Spezialisten dazu übergegangen während der Veranstaltung mitzuteilen, daß sie am zweiten Tag nicht mehr teilnehmen.

Falls ich doch an der Veranstaltung teilnehme sollte ich aber wenigstens nicht pünktlich kommen. Ich sollte natürlich sicher sein, daß die anderen keine Möglichkeit haben ohne mich zu starten. Andernfalls könnte es sein, daß sie mich einfach stehen lassen.

Für diesen Fall eröffnet sich jedoch wenigstens das weite Feld der Beschwerden über den Organisator. Er hat mir nicht dreimal sondern höchstens zweimal die Startzeit gesagt, ist deshalb also schuld an meiner Verspätung und muß sich eigentlich bei mir entschuldigen, daß ich zu spät gekommen bin.

Falls es irgendwo einen schriftliche Information gegeben hat, habe ich die natürlich nicht gelesen, da ich meine Brille vergessen habe, Analphabet bin oder prinzipiell keine Zettel durchlese. Auch daran ist im Zweifelsfalle immer der Organisator der Veranstaltung schuld.

S.B.